Die Kelle
Salvatore Bologna (Bericht)
Befahrungsbericht vom 03.01.2010
Gebiet: Ellrich / Kreis Nordhausen
Doline: Kelle
Teilnehmer: Jörg F. Wolfgang Kunzmann und Salvatore Bologna (Autor)
Mit 15 Minuten Verspätung holt mich Wolfgang mit Jörg ab. Sie kommen so spät weil der Student welcher am Bahnhof abgeholt werden wollte, einfach nicht erschienen war und sie dort umsonst gewartet haben. Wie sich später herausstellte, war der Student schon um halb sieben angekommen, weil unserer Termin nicht gelesen hatte. Aufbruch zur Kelle
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Aufbruch zur Kelle Wolfgang im Eingangsbereich (Fotos: Salvatore Bologna) |
Bei minus Temperaturen, leichter Schneefall und Schnee bedeckter Straße machen wir uns gegen 9:30 Uhr auf dem Weg Richtung Ellrich im Südharz. Die Autobahnfahrt verlief relativ ruhig, das änderte sich aber, als wir die Schnellstraße Richtung Osterode einfahren denn dort ist die Fahrbahn nicht geräumt und entsprechend langsam kommen wir voran. Unser Ziel ist heute die Kelle in Woffleben 4km östlich von Ellrich, eine ehemalige Kulthöhle. Da Jörg und ich noch nie da waren, verlassen wir uns ganz auf Wolfgang. Er kennt den Weg und die Höhle. Aber im Herzberg werden wir Witterungsbedingt und durch anderen unvorhergesehen Schwierigkeiten, die für eine gewisse Aufregung sorgen, für ca. eine Stunde aufgehalten. Entsprechend spät kommen wir auf Umwegen nach Woffleben/Appenrode an. Dort fragen wir nach dem Weg, und nach Anlaufproblemen kommen wir auch dort an. Vor dem Fußballplatz rechts rein, dann den Weg folgend links ab bis an dem Dorffriedhof. Direkt daneben steht eine schöne neue Tafel die das Ziel unsere Träume zeigt. Schön in Farbe und zweisprachig zeigt die Tafel die Kelle.
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sehr schöne Eiskeulen Eiskeulen soweit das Auge sieht (Fotos: Salvatore Bologna) |
Mit Erläuterung und Höhlenplänen. Schnell umziehen und dann geht es los Richtung Höhle, die Kelle ist ausgeschildert, von hier aus sind es 1000 Meter bis zu unserem Ziel. Die Schneedecke ist ca. 15 cm hoch, der Himmel ist bewölkt und die Bäume so wie das ganze Umland sind mit einem weißen Wintermantel liebevoll bepudert. Nach ca. 15-20 Minuten sind wir schon angekommen. Waren das schon 1000 Meter? Ich glaube nicht, es war mit Sicherheit viel weniger, aber was soll´s Hauptsache wir sind angekommen und die Kelle ist tatsächlich da. Hier stehen jetzt sogar zwei großen Tafeln mit gemalten Bildern und mehren Erklärungen über die Bedeutung des Wortes Kelle so wie eine Sage Beschreibung. Kelle kommt wahrscheinlich von althochdeutsch kela und aus dem mittelhochdeutsch kel(e) für Kehle (Gurgel, Höhlung, Vertiefung) und beschreibt die Gestalt der Höhle sehr anschaulich wieder.
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Die Alte Kelle (Eingestürzt) Jörg F. und Wolfgang vor der Neuen Kelle (Fotos: Salvatore Bologna) |
Der Schnee rieselt weiterhin leise auf unsere Köpfe und der Rest der Welt. Hinter den Tafeln führt ein schmaler Weg in den Wald hinein und ein Holzzaun begrenzt einen absteigenden Pfad und führt in einer Doline hinab. Unter die Schneedecke sind Stufen zu erahnen, aber man kann sie nicht richtig erkennen, man muss sie mit den Füßen regelrecht ertasten wenn man nicht rutschen will. In den der Pfad rechts abbiegt sieht man in die Tiefe eine schwarze Öffnung, der Höhleneingang der Kelle wird sichtbar. Der Eingang befindet sich auf ca.240 m ü NN Darüber eine mächtige Gipswand von ca. 10-12 Meter Höhe und einer Breite von ca. 15-17 Meter. Kohlmeisen suchen aufgeregt nach Futter zwischen die lockere Wurzel der darüber hängenden Bäume und die Ansammlung lockeres Laub vor dem Höhleneingang. Der Holzzaun endet vor dem Höhlen Eingang und verhindert ein weiterkommen. Ein Besuch der Kelle ist wohl unerwünscht.
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Salvatore an der Erläuterungstafel Der Plan der Kelle (nach Dr.Stollberg)(Fotos: Salvatore Bologna) |
Aber wir lassen uns nicht davon abhalten, wir haben nicht umsonst denn langen Weg bis hierher gemacht. Also Kopf tiefer halten und durch. Unterhalb der Traufe gibt es kein Schnee mehr, nur Laub und der Boden ist hartgefroren. Ganz vorsichtig gleiten wir ganz langsam nach unten, bloß kein Fehler machen, denn wenn wir ausrutschen, landen wir im kalten See der Kelle. Das will keiner von uns. Ein schöner großer Hohlraum empfängt uns, recht von uns ein grüner tiefer See, links ein breiter Steg der in die Höhle führt und dann am Rande des Sees plötzlich steigt der Boden schlagartig an und geht bis unmittelbar unter die Firste. Von dem grünen Wasser Oberfläche des Sees bis zur Firste sind es ca. 8 Meter, der Hohlraum selbst wird an die 20-25 Meter Länge haben, bei einer Breite von ca. 15 Meter. Dort wo der See endet und den hintern Bereich der Höhle durch Verstürzmassen ansteigt, habe sich Stalagmiten aus Eis gebildet.
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Bizarre Eisformationen Jörg und Wolfgang (Fotos: Salvatore Bologna) |
Keulenförmig heben sich gut aus dem rostbraunen Boden ab und erreichen einer Höhe von 35-40 cm. Ein Stalaktiten Nest ist auch vorhanden und lädt uns zum fotografieren ein. Die Kelle ist eine seit langem bekannte Höhle, über 400 Jahre gibt es Aufzeichnungen darüber, deswegen weiß man auch dass früher die Höhle viel größer war, und eine Deckenfester den Höhlensee mit eine mystischen Licht erhellte. Darüber hinaus wurde sie oft auch von den Katholiken als Anlaufpunkt für die Dorfprozessionen benutzt.
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Bizarre Eisformationen Eiskeulen (Fotos: Jörg F.) |
Die Kelle ist heute Teil des Karstwanderwegs, deswegen ist die Umgebung auch gut beschildert. Wenige Meter rechts von der Höhle führt der Waldweg zum Waldrand
an einer steiler Abbruchkante befindet sich unten in 15 Meter Tiefe eine Schwinde, die heute leider wegen Wassermangel natürlich leer ist. Am Waldrand erscheint
kurzfristig die Sonne zwischen den Dunst am Himmel.
Trotzdem ist für uns hier Schluss, die nächste Station wartet schon auf uns, die Steinkirche bei Scharzfeld, nicht weit von der Einhornhöhle. Bei langsamer Fahrt erreichen wir Scharzfeld, unter der Brücke der B27, 243 stellt Wolfgang den Wagen ab und
gehen den steilen weg am Hang hoch zur Steinkirche. Die Steinkirche ist eine ehemalige erweitet natürliche
Klufthöhle im Dolomit. Sie befindet sich in dem Mönchtal und steigt auf dem Steinberg, der Weg endet in 260 m Höhe ü. NN.
Der Vorplatz der Steinkirche ist von hohen Buchen umrandet und voll mit Schnee bedeckt. Der hohe Portal empfängt uns
und schon hier wird sichtbar dass die Steinkirche eine sehr wechselhafte Geschichte über die Jahrhunderte erlebt hat.
Das Portal halbrund ausgebildet, ist ca. 6 Meter breit und um die 7 Meter hoch. Schon in der Stein und Bronze Zeit wurde die Höhle von dem Jäger und Sammler als Wohn- und Lager Platz benutzt,
dafür ist sie auch optimal angelegt. Der innere Raum ist breit und groß genug um eine ganze Familie oder Sippe
aufnehmen zu können. Außerdem ist die Firste Öffnung in der Mitte der Höhle ideal als Rauchabzug zu verwenden,
durch den Kamineffekt ist trotz Feuer kein starken Rauchbildung in der Höhle zu erwarten. Die Steinkirche hat eine
Länge von etwa 28 Meter mit einer durchschnittsbreite von rund 8 Meter, am Ende schließt eine knapp 7 Meter hohe
Wand die Höhle ab. Später habe sich die Christen die Höhle zu einer Kirche umgebaut, die Spuren sind heute noch gut
sichtbar, selbst eine Kanzel für den Pfarrer ist an der Außenfassade noch zu erkennen. Eine als Weihwasserbecken erkennbaren Vertiefung in der Nordwand sprich heute noch eine deutliche Sprache.
Mehrere Stufen an die Südwand und eine große Nische an die Südwand wird als Altar gedeutet, aber es widerspricht
die Lehre dass ein Altar nach Osten ausgerichtet werden sollte. Der Überlieferung nach soll die Steinkirche das
älteste Gotteshaus des Harzes sein und wurde im Jahre 732 von Bonifatius gegründet. Archäologisch nachgewiesen
ist auf jeden Fall dass der Höhlenvorplatz über Jahrhunderten als Friedhof benutzt worden ist. Bei Ausgrabungen
anfangs des letzten Jahrhunderts sind an dieser Stelle ca. 120 Skeletten gefunden worden.
Fast alle Leichen sind in Holzsärgen begraben worden. Nur eine weibliche Leiche ist direkt unterhalb der Kanzel
auf dem nackten Boden beerdigt worden, nach dem der Kopfbereich aus dem Stein freigemeisselt worden ist. An vielen Stellen der Höhlen sind heute noch Bearbeitungsspuren zu sehen, rechts neben den Eingang sind sogar
Durchgängen geschaffen worden die hinter und oberhalb der Höhle führen. Einer davon ist 3,5 Meter breit und ca. 2 Meter hoch.
Was noch nicht einwandfrei geklärt ist dass warum links am Rand der Höhlenwand einen Schacht tief nach unten führt.
Der Schacht wurde mehrfach ausgegraben und ist auf ca. 40 Meter Länge angewachsen.
Nach dem wir ausgiebig fotografiert haben, geht auf die Autobahn zurück und nach Hause. Bei der Ankunft ist doch ganz
schön dunkel geworden. Trotz der Probleme am anfangs des Tages, war es im Großen und Ganzen ein sehr schöner Tag voller Erlebnisse. Ich denke die Kelle werden wir im Frühjahr noch mal besuchen, bei Sonneschein wenn das Licht den grünen See anstrahlt
ist bestimmt ein besonderes Erlebnis für die Sinne und für die Fotografen. In diesem Sinne Glück Auf und bis zum nächsten Mal. Literatur: Links: Zurück zu Artikel
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Jörg und Salvatore vor der Kelle
Wolfgang vor der Kelle (Fotos: Salvatore Bologna)
Steinkirche bei Scharzfeld
Joerg und Wolfgang auf zur Steinkirche
In der Steinkirche (Fotos: Salvatore Bologna)
Bizarre Landschaft.
Eiskeulen - Eiszwillinge (Fotos: Joerg F.
Die Steinkirche.
Die Steinkirche,(Fotos: Salvatore Bologna)